Toreador Info

Die Schöne bleibt sich selber selig,
die Anmut macht unwiderstehlich.

– Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)


Die Toreador sind bekannt für ihre hedonistischen Tendenzen, wenngleich dieser Eindruck der wahrhaftigen Seele des Clanes nicht gerecht wird. Toreador nehmen Schönheit in all ihren Nuancen – auch der Hässlichkeit und dem Abnormen – intensiver wahr als andere Kainiten. Die Toreador besitzen die feinsten Sinne und – das ist das Entscheidende – die dazugehörige Geisteshaltung. Sie nutzen ihre Sinne nicht zum Jagen wie die Gangrel, nicht zum Spionieren wie die Nosferatu, nicht zum Erkennen der Wahrheit wie die Malkavianer, sondern nur um des Erlebens und Wahrnehmens willen.

Die Motivationen der Toreador sind so mannigfaltig wie die Kunst selbst. Wer vermöchte zu beschreiben oder zu erklären, was den einen dazu befähigt, innere Impulse, Erlebtes und Erfahrenes, letztlich die Gestalt der Welt selbst zu verarbeiten und ihr in Form von Kunst Gestalt zu geben, und den anderen nicht.

Wie alle Künstler suchen die Toreador nach einem tieferen Sinn für eine Existenz, von der sie fürchten, dass sie bedeutungslos sein könnte. Dieses Streben nach der Wahrheit, letztlich nach Vollkommenheit und Erlösung, ist es, was das Herz der heiligen Mission des Clanes bildet: Den Genius der menschlichen Rasse zu bewahren.

Die Toreador als solche sehen sich als Hüter der Menschheit, die alle künstlerischen Genies vor den Unbilden von Alter und Tod bewahren wollen.

Ihre Faszination für Schönheit ist aber auch ihre größte Schwäche: Toreador schwelgen so in der Wahrnehmung der Wunder der Welt, dass sich viele völlig dem Genuss und dem Luxus hingeben, bis sie schließlich süchtig nach Schönheit und Genuss werden, die ultimativen Inkarnationen von Dekadenz.

Ein weiteres Problem stellt sich den Toreador in Gestalt der ganz banalen und höchst unwillkommenen Geschäfte dar, die man nun einmal als Clan tätigen muss, und die irgendjemand erledigen muss.

So kommt es, dass im Clan Toreador verschiedenste Kreaturen versammelt sind, die – und das ist eine weitere Schwäche des Clanes – zu großem Individualismus aufgrund der Einzigartigkeit ihrer Wahrnehmung, Erfahrung und Fähigkeit tendieren, was den Clan bisweilen schwächt.

Als Toreador musst du dir zunächst bewusst werden, welche Facette aus dem breitgefächerten Repertoire des Clanes du darstellen willst. Wenn du einen Künstler spielen willst, so solltest du entweder eine Kunst handwerklich beherrschen oder aber – und dies bitte nur als Neonate – dein „Unvermögen“ als Absicht darstellen und vehement die verklemmte, handwerklichen Gesetzen unterworfene überkommene Kunst angreifen. Nicht jeder kann malen wie Rembrandt, aber auch nicht jeder kann Fett als Kunst etablieren.

Du könntest natürlich auch einen Hedonisten spielen. Das muss kein Widerspruch zum Künstler sein – viele Künstler schwelgen in ihrer Dekadenz, im Drogenrausch und im Exzess. Der Hedonist – so er denn Künstler ist oder war – hat sich zu einem guten Teil im Erleben von Kunst und Sinneseindrücken verloren. Versorgt von Geringeren seines Clanes oder Ghulen, ist er sich selbst das Zentrum der Welt.

Natürlich könntest du einen Kunstkenner spielen, der in sterblichen Tagen viel Geld gesammelt hat und als generöser Mäzen auftrat, und der nun für die Toreador Geschäfte abwickelt und die Kunst auch weiterhin zu fördern trachtet.

Liegt dein Geschick in den Wallungen der Gesellschaft, glühst du vor Charisma oder Schönheit, so könntest du auch einen jener Toreador spielen, der um seine Anmut der Ewigkeit für würdig befunden wurde und nun für den Clan als charmanter Gesellschafter, Hüter der Etikette oder Botschafter am Hofe der anderen Clane agiert. Du kannst alles sein. Performance-Künstler, weißbepuderter Adeliger, Körperkünstler, Bankier, anmutige Grazie, Muse eines Künstlers, verzogener Snob, hingebungsvoller Sucher nach der Göttlichkeit, Priester der Schönheit, ein ausgebranntes Genie, ein Kunstgelehrter. Nur der Schönheit verfallen musst du sein, denn dies ist das Herz der Toreador.

D e r  C l a n v o r t e i l

Die Toreador sind ganz und gar dem Weltlichen verbunden und unterhalten enge Beziehungen zur Welt der Sterblichen, wo sie Leidenschaft, Leben, Genie, Tragik und Schönheit finden. So verbandelt mit den Sterblichen, fällt es keinem Toreador schwer, an Blut zu kommen – jeder Toreador besitzt eine Herde, von der er trinken kann. Demzufolge können Toreador den Abend immer mit einem vollen Blutpool beginnen, unabhängig von weiteren Einschränkungen – sie brauchen nicht zu jagen (was nicht bedeutet, dass sie nicht ein möglichst großes und prestigeträchtiges Lehen bräuchten – es gibt ja noch feinere Dinge des Lebens als die Jagd!).

D e r  C l a n n a c h t e i l

Toreador sind Gefangene der Schönheit. Wann immer ein Toreador etwas nach seinem Empfinden faszinierend Schönes wahrnimmt, sei es eine Musik, ein Bildnis, der Klang einer Stimme, ein geneigtes Haupt, der Fall eines Schattens, das Licht des Mondes, ein perfekter Moment, eine Erinnerung, ein Antlitz in der Menge, er wird sofort derart gefangengenommen von diesem Eindruck, dass er nichts anderes mitbekommt.

Diese faszinierte Starre hält solange an, wie der auslösende Reiz wahrgenommen werden kann (im Spiel aber maximal 30 Minuten) oder bis der Toreador 1 Punkt Willenskraft ausgibt.

Während er in der Starre ist, nimmt er seine Umgebung zwar wahr, ignoriert sie aber, bis zu dem Punkt, dass er sich in Gefahr begibt.

Sofern ein Gegner sich nicht sorglos laut bewegt oder nähert, wird der Toreador ihn nicht bemerken und von einem ggf. stattfindenden Angriff total überrascht sein.

Toreador müssen wenigstens 1x auf jeder Session ihren Clannachteil bewusst ausspielen!


R o l l e n s p i e l t i p p s

– Als Toreador bist du Selbstdarsteller. Lasse es nicht zu, dass unterbelichtete Kainiten im Licht der Öffentlichkeit stehen.

– Ein Abend ohne künstlerische Darbietung, einen abfälligen Kommentar über einen anderen Kainiten oder ein die Sinne anregendes Erlebnis ist vergeudet.

– Sieh dir die Filme „Die Bartholomäusnacht“ (wegen der Hochzeit), „Amadeus“, „Interview mit einem Vampir“ (wegen Lestat) und „Schlafes Bruder“ an.

– Sei exzentrisch. Kleide dich auffällig oder unmöglich, gewöhne dir exzentrische Ansichten oder Verhaltensweisen an. Sei extrem in Gebaren, Kleidung und Glauben. Sei niemals Mittelmaß!

– Bringe alles was du kannst über Etikette in Erfahrung. Als Toreador lebst du von der Gesellschaft, dem feinen Witz, der spitzen Bemerkung, der vorzüglichen Manieren.

– Mach dich schön für den Abend. Betrachte jede Session als DEINEN großen Auftritt und bereite dich entsprechend vor.

– Verachte Gewalt, denn in ihr gehen viele Kunstwerke zugrunde. Schätze Gewalt, denn sie ist Leben und Leidenschaft und bringt das Beste und Übelste in Mensch und Kainit hervor.

– Habe eine morbide Faszination gegenüber allen Dingen. Suche das Ungewöhnliche und Abnorme und lass dich davon faszinieren. Wenn es dich langweilt oder abstößt, wende dich lächelnd ab und dem nächsten Objekt deiner Begierde zu.

– Sei neugierig auf die anderen Kainiten. Sei ihnen angenehmer Gesellschafter, erkundige dich nach ihrem Leben, ihrem Glauben, ihrem Streben. Es ist unterhaltsam, ihnen zu lauschen, und gibt dir vielleicht Inspiration für ein neues Werk – und wenn nicht, hast du wenigstens etwas in der Hand, mit dem du den Schwachkopf fertig machen kannst.

– Das Herz der Toreador ist kalt. Spiele mit den Gefühlen der anderen. Säe Eifersucht.

– Manipuliere die anderen. Unter der Woche schaffst du große Kunst. Bei den Sessions spielst du, entspannst du, machst du Politik und holst dir neue Anregungen.

– Suche dir einen, der Macht hat, und sei ihm ein loyaler Freund. Liebe ihn und flüstere ihm deine Wünsche ins Ohr. Aber hintergehe ihn nicht, wenn er gut zu dir ist.

– In deiner Kunst sei vollkommen. Lasse niemanden deine Kunst kritisieren. Wer dein Genie nicht anerkennt, ist nur ein Neider.

– Spende höflichen Applaus für die Kunst der weniger Begabten. Sei geizig mit deinem Lob, aber gib es, wenn es verdient wurde.

– Toreador sind die „vampirigsten“ unter den Vampiren, die Krone der kainitischen Schöpfung. Sei der freundlichste oder grausamste Vampir, aber niemals das Mittelmaß!

Z i e l e

Jeder Charakter hat eindeutige Ziele, die er durchzusetzen versucht. Das ist auch gut so – denn bei MD kommen die Plots von den Charakteren, nicht etwa von der SL.

Bei MD braucht sich niemand zu langweilen. Wenn es eine jener ruhigen Sessions ist, sollte dies jedem Spieler Aufforderung sein, mit seinem Charakter aktiv zu werden – z.B., indem man versucht, seine Ziele zu verfolgen.

Unabhängig von den individuellen Zielen deines Charakters gibt es bestimmte Zielsetzungen, die als „clanstypisch“ gelten können und die dein Charakter ZUSÄTZLICH zu seinen eigenen Zielen verfolgen sollte.

Die Neonaten:
Die jungen Toreador sind noch nicht eingewoben in das feine Gespinst aus Rivalitäten innerhalb des Clanes und zwischen den Clanen. Die überaus meisten sind vollkommen fasziniert und begeistert von ihrer neuen Existenz und schwelgen in der Vielzahl der neuen Eindrücke. Es gibt kein schöneres Leben als dieses, und zuweilen sind die jungen Toreador wie betäubt von sich selbst. Die Clansschwäche sollte oft präsent sein, denn ALLES ist für junge Toreador wunderschön („…und ich weinte ob der Schönheit der Nacht“)

Typische Ziele für Toreador-Neonaten sind:
Schwelge in deiner Unsterblichkeit. Du bist geradezu süchtig danach, all die neuen Eindrücke aufzunehmen. Lerne alle Kainiten kennen. Strebe nach neuen Eindrücken. Experimentiere mit deinen Kräften. LEBE!
Sammle Status in deinem Clan. Die Toreador erschaffen keinen Hanswurst, und dein Schöpfer hat hohe Erwartungen an dich. Nun ist die Zeit, dem Clan zu zeigen, dass du eine wunderbare Rose im Clan werden wirst, kein Unkraut.
Mach einen Rivalen fertig. Du suchst nicht unbedingt nach Streit, aber als ein frisch erschaffenes Genie und ein wunderbares Wesen der Nacht lässt du dir auch nichts gefallen. Wenn jemand glaubt, dich herumschubsen zu können, nur weil du jung bist, wirst du Mittel und Wege finden, es ihm heimzuzahlen.

Die Ancillae:
Diese Toreador existieren lange genug, um die größeren Zusammenhänge zu verstehen. Sie haben genug ihrer Clansbrüder unter den Ahnen des Clanes buckeln gesehen, um dann als Spielzeug oder Bauer im Jyhad zu enden, und sie haben sich geschworen, dass ihnen das AUF KEINEN FALL passieren wird.

Typische Ziele für Toreador-Ancillae sind:
Verteidige deinen erarbeiteten Status und strebe nach MEHR davon. Du bist ständig bestrebt, deinen Status zu verbessern. Deshalb hältst du dich an einen Ahnen, der dir entsprechende Protektion gibt. Unglücklicherweise sehen besagte Ahnen in dir eine potentielle Gefahr für sich selbst – du spielst also ein gefährliches Spiel, und du fragst dich zuweilen, ob es die Arbeit wert ist – aber dann siehst du die statushungrigen Neonaten, die begierig auf deinen Sturz warten, und du schauderst.
Halte die jüngeren Toreador klein. Sie warten nur darauf, dass du einen Fehler begehst – also begehe keinen. Je geringer die Bedeutung der jüngeren Toreador, desto weniger wiegt ihr Wort gegen dich. Suche dir einen Favoriten, den du dir Untertan machst, aber wirf den anderen Neonaten Knüppel zwischen die Beine – bleibe dabei natürlich freundlich und „großherzig“.
Sorge dafür, dass Rivalen ihr Gesicht verlieren. Jeder, dessen skandalöses Betragen du bekannt machst oder den du in peinliche Situationen manövrierst und der dadurch Status verliert, ist ein Konkurrent weniger.

Die Ahnen:
Unter den Ahnen befinden sich einige der größten Künstler, die je gelebt haben. Sie regieren über die großen Bälle und halten Hof, und selbst die Ventrue kriechen vor ihnen im Staub. Aber: Die Luft da oben ist dünn, und wenn du ihnen gefährlich wirst, werden sie dich bloßstellen und zu Fall bringen.


©Dieser Artikel stammt  von Andreas Schroth aus der Domäne Berlin -MidnightDance-.

Seitenanfang

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.